Negative Glaubenssätze erkennen und verändern

Schüchternheit hat viel mit verzerrtem Denken und Wahrnehmen zu tun. Oftmals haben schüchterne Menschen ein bestimmtes Bild von sich, ihrer Welt und ihren Mitmenschen, was verzerrt ist und nicht der Wahrheit entspricht. Wie sie denken, wahrnehmen und handeln wird häufig von Glaubenssätzen bestimmt. 



Was sind Glaubenssätze?

Glaubenssätze sind sogenannte Einstellungen, Vorstellungen, Verallgemeinerungen, die wir in unserem Leben verinnerlicht haben. Es sind Annahmen von der Welt, von uns selbst und unserer Mitmenschen, die jedoch meist nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Es sind Vorstellungen, von denen wir glauben, dass sie wahr sind. Wir haben sie bereits so in uns verankert, dass wir nicht mehr an ihnen zweifeln. Es sind meistens negative Glaubenssätze, an denen wir uns halten und die uns blockieren. 

„Ich bin unattraktiv.“
„Ich werde niemals einen Partner finden.“
„Keiner mag mich.“
„Geld regiert die Welt.“
„Tue jemandem etwas Gutes, widerfährt dir nur Schlechtes.“
„Immer werde ich vom Pech verfolgt.“
„Du musst dich anpassen, um anderen zu gefallen.“
„Nur wenn ich etwas leiste, bin ich auch etwas wert.“
„Alles, was ich anpacke, wird sowieso nichts werden, denn ich bin ein Versager.“


Das sind einige Beispiele für Glaubenssätze. Wie ihr seht, handelt es sich wirklich um sehr allgemeine Aussagen, die sich vor allem eben auf negative Aspekte fokussieren. Glaubenssätze sind uns meist nicht wirklich bewusst und doch beeinflussen sie unser Denken und Handeln enorm.


Woher kommen sie?

Meist stammen Glaubenssätze aus unserer Kindheit. Als wir damals noch nicht viel von der Welt wussten und uns an unseren Eltern orientierten, glaubten wir ihnen vieles, was sie uns sagten. Sicherlich war es nicht böse von ihnen gemeint, aber ihre Lehren und Botschaften entsprachen für uns der Wirklichkeit. Wir nahmen sie für bare Münze, weil wir es damals nicht besser wussten. Glaubenssätze sind per se nicht schlecht. Damals halfen sie uns, einigermaßen Orientierung in der Welt zu finden. Doch mit der Zeit haben wir uns zu sehr auf sie versteift. Früher waren wir noch Kinder, abhängig von den Eltern. 

Doch heute ist alles anders. Inzwischen sind wir erwachsen geworden und können unseren eigenen Weg gehen. Deswegen müssen wir von diesen Glaubenssätzen Abstand nehmen und sie eingehend reflektieren. Entsprechend sie wirklich der Wahrheit? Wie wirken sie sich auf mich aus? Und was kann ich tun, um sie zu ändern?


Was bewirken Glaubenssätze?

Das Problem bei Glaubenssätzen ist ja, dass sie unsere Wahrnehmung bestimmen. Es ist wie, als würden wir eine bestimmte subjektive Brille aufsetzen und die Welt dadurch eben nicht objektiv wahrnehmen. Natürlich besitzt jeder seine eigene subjektive Brille, aber durch Glaubenssätze wird alles Wahrgenommene noch einmal mehr verzerrt. Da wir an ihnen festhalten, nehmen wir also die Wirklichkeit nicht so wahr, wie sie ist. Außerdem hindern uns diese Sätze, uns weiterzuentwickeln oder Veränderungen vorzunehmen. 

Wenn ich immer denke, dass ich keinen Partner und Glück bekommen kann, ende ich im Selbstmitleid, anstatt aktiv etwas dagegen zu unternehmen. Sie berauben uns jeglicher Träume und Antriebe, weil wir der Ansicht sind, dass wir sowieso nichts an den Umständen ändern können. Insofern verhindern sie, dass wir uns Neuem öffnen. Außerdem verhindern sie, dass wir etwas Neues lernen und neue Sichtweisen über die Welt gewinnen, schließlich halten wir felsenfest an ihnen fest. Dadurch gewinnen wir angeblich Sicherheit, die uns aber wie ein Käfig gefangen hält und unserer Potenziale beraubt.


Was kann ich tun, um Glaubenssätze zu verändern?


1. Nehme deine Glaubenssätze wahr

Zunächst einmal ist es wichtig, zu erkennen, welchen Glaubenssätzen du unterliegst. Glaubenssätze erkennst du vor allem daran, dass sie in einer sehr allgemeinen Form gehalten sind und oftmals mit solchen Wörtern wie „immer“ und „nie“ zusammen stehen. Sie lassen keine Ausnahmen zu und treffen auf alle Situationen zu. Es sind auch knappe Aussagen, die keinen Widerspruch erlauben und Hinterfragen unterbinden. 

Es sind Sätze, an die du glaubst und von denen du widerspruchslos der Auffassung bist, dass sie einfach wahr sein müssen, ohne, dass du nach Beweisen suchen musst. Der Grad des Glaubens ist hier also entscheidend und meistens verwechselt man das Glauben mit Wissen. Wir meinen zu wissen, die Welt ist, aber es ist eben nur eine Auffassung.

Am besten schreibst du dir die Aussagen auf, die dich am meisten betreffen, die am stärksten auf dich einwirken. Am besten notierst du sie dir auf ein Blatt Papier und lässt zwischen jedem Glaubenssatz ein bisschen Platz frei. Bist du damit fertig, wirst du die geballte Ladung all deiner Glaubenssätze erkennen.


2. Hinterfrage sie

Im nächsten Schritt gilt es, sich jedem Glaubenssatz zu widmen. Frage dich, woher der Glaubenssatz kommt und warum du der Ansicht bist, dass er der Wahrheit entspricht. Dann nimm etwas Abstand und versuche den Glaubenssatz objektiv und sachlich zu betrachten. Das wird nicht einfach sein, aber ein Versuch ist es auf jeden Fall wert!

Jetzt ist es an der Zeit Gegenbeweise zu finden! Hinterfrage, inwiefern der Glaubenssatz wirklich die Realität widerspiegelt. Überlege dir, ob es nicht Beispiele gibt, die den Glaubenssatz entkräften könnten. Das ist keine einfache Übung, denn meistens konzentrieren wir uns darauf, möglichst viele Belege dafür, als dagegen zu finden. Wenn wir uns nur auf das Negative konzentrieren, blenden wir auch automatisch das Positive aus, so ist es auch bei Glaubenssätzen.

„Nie gelingt mir etwas.“

Hier kannst du überlegen, ob das wirklich stimmt. Gehe in die Zeit zurück und denke darüber nach, worin du bereits Erfolg gehabt hattest. Ich bin mir sicher, dass du etwas finden wirst. Fange am besten klein an, es wird immer irgendwelche kleine Erfolge geben. Es kommt eben darauf an, wie du sie siehst. Hilfreich ist es, wenn du versuchst dir vorzustellen, dass du ein Wissenschaftler bist, der sich einem Gegenstand und Thema widmet. Dabei distanziert er sich auch emotional davon und versucht neutral zu sein und alles zu untersuchen. Oder du bist ein Beobachter, der Tiere untersucht. Das ist gut, um Distanz zu gewinnen und sich mit dem Glaubenssatz nicht zu identifizieren.

„Ist es wirklich so, dass mir nie etwas gelingt? Entspricht das nicht eher einer Verallgemeinerung? Das stimmt so nicht. Ich habe bereits einige kleine Dinge geschafft. Ich habe die Aufgabe X und Y in Angriff genommen und ganz gut gemeistert.“

Je mehr Belege du findest, die deinen Glaubenssatz entkräften, desto schwächer wird er und desto freier wirst du von ihm. Du glaubst dann zunehmend nicht mehr an ihn und gewinnst dadurch neue Sichtweise auf dein Leben. 


3. Ersetze sie durch positive Glaubenssätze

Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem du deinen Glaubenssatz in einen positiven verwandelst. Dafür kannst du einfach den negativen umkehren.

„Ich bin ein Versager.“

Diesen kannst du so umformulieren: „Ich bin ein Mensch, der Erfolg hat.“ 

Das ist schon eine ganz schöne Veränderung und am Anfang etwas ungewohnt, weil du die ganze Zeit vom Gegenteil überzeugt gewesen bist. Am besten formulierst du positive Glaubenssätze auch positiv und meidest jegliche Verneinungen.

Für den positiven Glaubenssatz brauchst du entsprechend auch Belege, die dir auch Kraft verleihen. „Ich bin ein Mensch, der Erfolg hat. Ich habe schon einiges geschafft. So habe ich die Schule gut abgeschlossen, einen guten Beruf erlernt und bin für meine Mitmenschen da.“

Nun kann man nicht von heute auf morgen einen Glaubenssatz ablegen. Wie schon erwähnt, ist es ein jahrelanger Prozess gewesen, der zur Festigung geführt hat. Deswegen lasse dich nicht entmutigen, wenn du nicht sofort an den positiven Glaubenssatz ansprichst. Es ist wichtig, dass du dir den positiven immer wieder vor Augen hälst. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Schreibe dir deine wichtigsten positiven Glaubenssätze auf und hänge sie an einen Ort, an dem du sie immer wieder sehen kannst. Dann lese sie am besten laut vor und wiederhole sie. Indem du sie immer und immer wieder vor dich her sprichst, verankern sie sich auch in dein Unterbewusstsein und du wirst merken, dass du auch zunehmend an sie glaubst.

Dadurch verwandeln sich deine negativen Glaubenssätze zunehmend in positive.

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