Selbstbewusste Körpersprache



Die Körpersprache sagt viel über Menschen aus. Doch das ist nicht alles. Wie wir uns bewegen, welche Haltung wir einnehmen, beeinflusst auch wie wir uns fühlen. In diesem Beitrag erkläre ich euch, warum es wichtig ist auf die eigene Körpersprache zu achten und wie ihr dadurch Selbstbewusstsein erlangen könnt.



Was ist Körpersprache?

Redundant ausgedrückt ist es die Kommunikation eures Körpers. Nicht nur über Sprache kann man kommunizieren. Es gibt auch nonverbale Kommunikation, die, die durch euren Körper sichtbar wird. Unser Körper spricht also auch in einem gewissen Sinne. Er kommuniziert zwar nicht mit anderen, aber so wie er sich verhält und wirkt, so vermittelt er auch wie wir empfinden und denken und sind. Im Gegensatz zu Worten, die wir meist sehr bewusst auswählen, achten wir auf unsere Körpersprache weniger bewusst. Deswegen wird sie auch meist als direkter und ehrlicher empfunden. Wir kontrollieren sie nicht ständig und meist zeigt sie auch ganz unverblümt Reaktionen, ohne, dass wir darauf Einfluss nehmen können. Durch unsere Körpersprache gelangen unsere Gefühle viel leichter und offensichtlicher nach außen.

Wir sind uns meist nicht bewusst, wie unser Körper kommuniziert und wie wir dadurch auf andere wirken. Unsere Mitmenschen wiederum interpretieren, meist ebenso unbewusst, die Signale, die unser Körper aussendet. Doch öfter fällt es den anderen auch direkt auf, wenn sie genau auf unsere Körpersprache achten. Wie schon erwähnt zeigt die Körpersprache nicht nur an, wie es uns geht, sondern sagt viel über uns aus. Wenn jemand mit gesenktem Kopf durch die Gegend läuft, wirkt er deprimiert. Stolziert aber jemand mit erhobenen Hauptes durch die Straßen, können wir von einem Siegertypen ausgehen. 

Bei Schüchternen ist es so, das sie eine ganz bestimmte Körperhaltung besitzen. Sie ist meist passiv und in einem geringen Umfang. Unbewusst wollen wir uns ja von der Umwelt und den Mitmenschen schützen. Wir wollen nicht zu viel von uns preisgeben. Das zeigt sich auch in unserer Körpersprache. Ich kenne es von mir selbst. Ich meide meist den direkten Blickkontakt zu anderen Menschen. Wenn ich doch jemandem in die Augen sehe, schweift mein Blick sofort woanders hin. Das tue ich, weil ich niemanden anstarren will und weil es mir unangenehm ist. Es hat eben etwas Intimes, wenn man Blicke miteinander austauscht. 


Missverständnisse durch Körpersprache

Das Problem dabei ist, dass das leicht missverstanden werden kann. Körpersprache ist wie die normale Sprache leicht misszuverstehen. Es gibt einen großen Spielraum, bei dem wir interpretieren können. Auch wenn ich schrieb, dass Körpersprache etwas über uns aussagt, bedeutet es nicht automatisch, das es auch immer der Wahrheit entspricht. Die Leute könnten den Abbruch eines Blickkontaktes als Zeichen von Desinteresse oder Arroganz verstehen. Sie könnten denken, dass man sich für etwas Besseres hält, obwohl das ja nicht meine Intention dahinter ist. Ihr seht, es gibt viel Raum für Missverständnisse.
Deswegen ist es wichtig, eine klare und deutliche Körpersprache zu verwenden. So wie man sich fühlt, so sollte man sich auch geben.

Eine Sache in dem Zusammenhang ist, dass die Körpersprache sich auch auf den Körper auswirkt. Wir denken meist, dass Körper, Geist und Emotionen getrennt voneinander sind. Diese Annahme ist längst hinfällig. Im Gegenteil: Alle drei sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Ein Beispiel soll es verdeutlichen. Etwas Trauriges kommt mir in den Sinn. Ich beginne mich melancholisch zu fühlen. Das geht dann so weiter, bis ich anfange zu weinen. Ich wurde sehr enttäuscht und empfinde eine starke Wut. Dies überträgt sich auch auf meine Gedanken: Ich kann in einem solchen Moment nicht klar denken und sehe die Welt in einem negativen Licht. Ich glaube, dass eine Person, die mich aus Versehen angerempelt hat, nur Böses im Sinn hat. Es sollte deutlich sein, dass zwischen Emotionen und dem Körper eine enge Verbindung steckt. Fühle ich mich gut, heitert sich mein Gesicht auf. Fühle ich mich traurig, lasse ich die Schultern und den Kopf hängen. Empfinde ich Leid und Schmerz, verzerrt sich mein Gesicht und ich mache mich klein. 


Wie der Körper sich auf Gefühle auswirkt

Doch selten erkennen wir, dass auch umgekehrt geht. Auch der Körper beeinflusst wie wir empfinden. Wenn wir beispielsweise leise reden und dabei den Blick eher nach unten halten, wenn wir etwas vor anderen vorlesen, dann fühlen wir uns automatisch klein und verunsichert. Der Körper sendet bestimmte Signale an das Gehirn: „Ich bin in Abwehr- und Schutzhaltung. Eine Gefahr steht an!“ Das bewirkt automatisch, dass wir so empfinden, wie wir uns auch bewegen. Wer dagegen den Blick zum Publikum sucht und bewusst lauter redet, wird auch selbstbewusster auftreten und sich so fühlen. 

Ein weiteres Beispiel, das ich mag, ist das erzwungene Lächeln. Eigentlich soll man ja keine Emotionen erzwingen. Doch in diesem Falle ist es kein wirklicher Zwang, sondern eine Art positive Selbsttäuschung. Die Leute sagen, man solle lachen, wenn man eigentlich weinen will. Spinnen die denn? Wie kann ich denn in so einer Situation lachen? Probieren wir es doch einfach aus. Es fühlt sich erst einmal unnatürlich an, aber sobald die Mundspitzen nach oben gehen, fühlt man eine Erleichterung und wie sich die Stimmung langsam aufhellt. Das Gehirn weiß genau genommen nicht, dass es sich nicht um ein wirkliches Lächeln handelt. Aber er spürt, dass sich die Mundwinkel nach oben ziehen, was ein Signal an das Gehirn für Freude oder Zufriedenheit ist. Das wirkt sich dann auch auf die Emotionen aus.

Daraus lässt sich folgern, dass wir mit unserem Körper unsere Emotionen deutlich beeinflussen können. Das mag anfangs paradox und unnatürlich wirken, aber je öfter wir das tun, desto leichter fällt es uns. Bei Vorträgen sollten wir gerade stehen, unsere Brust rausstrecken, den Bauch einziehen, die Schulter locker lassen, den Blick ins Publikum richten. Ihr werdet automatisch merken, dass ihr euch wesentlich besser fühlt, als wenn wir euch klein macht, die Schultern hängen lasst, den Blick nur auf eure Notizen werft. 


Wie kann ich also konkret mehr Selbstbewusstsein durch Körpersprache erlangen?

Wichtig ist es zunächst zu erkennen, wie Körpersprache und Bewusstsein wie Emotionen zusammen hängen. Dann entwickeln wir ein Gefühl für unseren Körper. Wir horchen mehr auf unsere inneren wie äußeren Signale. Wir werden uns, unser selbst bewusst.

1. Die Atmung kontrollieren

Wie schon erwähnt, ist es wichtig, dass wir eine stabile Ausgangshaltung einnehmen. Mit beiden Beinen fest auf dem Boden bleiben. Den Körper locker lassen. Wenn wir Angst haben, fangen wir an zu zittern. Dagegen hilft es einmal tief Luft zu holen. Ruhig durch den Bauch ein und auszuatmen. Wir merken die Angst noch immer, aber fühlen gleichzeitig eine kleine Entspannung, die sich durch den Körper ausbreitet. Wenn wir dann mehr Gelassenheit haben, können wir auch mehr Selbstbewusstsein empfinden

2. Eine selbstbewusste Haltung einnehmen

Was stellen wir uns unter Selbstbewusstsein vor? Den Kopf gerade halten, nach vorne richten. Wir suchen den Kontakt zu anderen Menschen. Dabei starren wir sie aber nicht regelrecht an, sondern halten den Blick für einige Sekunden und schauen dann woanders hin. Unsere Brust strecken wir raus, den Bauch ein. Die Schultern entspannen sich. Die Hände sollten an den Seiten sein und nicht in den Hosentaschen stecken. 

3. Lächeln

Ja ein Lächeln kann viel bewirken! Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass wir Glückshormone freisetzen, wenn wir lachen und lächeln. Also sollten wir das auch öfter mal tun. Gerade wenn wir vor einem Publikum stehen oder jemand neuen kennen lernen, ist ein Lächeln ein Eisbrecher. Sofort wirken wir sympathischer und auch offener. Ein Lächeln verbindet eben. Deswegen sollten wir uns auch trauen, mehr zu lächeln. Auch wenn es zunächst peinlich wirkt, versucht im Alltag bei jeder Gelegenheit jemanden, den ihr nicht kennt, anzulächeln. Egal wie diese Person euch ansieht oder darauf reagiert. Macht euch darum keine Gedanken. Geht einfach lächelnd durch die Welt. Irgendwann bekommt ihr das Lächeln auch wieder zurück.

Es mag vielleicht komisch sein, zu lächeln, wenn man eigentlich niedergeschlagen ist. Täusche ich mich dadurch nicht selbst? Ich würde sagen ja und nein, aber eben differenzieren. Es dient ja einem guten Zweck. Es ist natürlich gut, wenn man seine Emotionen auslebt. Doch irgendwann muss man auch wieder da rauskommen. Man sollte nicht ewig in seinem Leid bleiben. Der erstre Schritt daraus zu kommen ist der schwerste, sollte aber unbedingt gemacht werden. Die Devise ist hier: Tue es einfach, und zwar solange, bis du es auch empfindet. Im Englischen gibt es die Redeweise „Fake it, till you make it!“ Du täuscht einen bestimmten Zustand vor, bis dieser Wirklichkeit wird. Das Zauberwort ist Visualisierung. Du stellst dir vor, selbstbewusst und glücklich zu sein, nimmst die entsprechende Körperhaltung ein und empfindest dann zunehmend Glück und Selbstwertgefühl. Da Körper und Geist verbunden sind, ist das eine logische Schlussfolgerung.

4. Eine deutliche, gut hörbare Aussprache

Nicht nur das, was wir sagen ist wichtig, sondern auch wie wir es tun! Wenn schüchterne Menschen mit unbekannten Leuten oder vor vielen reden, sind sie natürlich nervös. Wir neigen dann dazu, unsere Stimmen zu senken, zu schnell zu reden, zu nuscheln und uns zu verhaspeln. Die Folge: wir werden nicht gut verstanden und die anderen merken unsere Unsicherheit sofort. Auch wir bemerken das und empfinden noch mehr Angst. Ein ewiger Teufelskreislauf. Dem können wir entkommen, wenn wir unsere Artikulation und unsere Tonhöhe regulieren. Das bedeutet konkret: wir achten zunächst darauf, langsam zu sprechen. In der Ruhe liegt die Kraft. Außerdem können die Leute uns dann besser folgen. Wir reden so schnell aus Panik und um keine Fehler zu machen. Doch gerade dann passieren sie am häufigsten. Wenn wir so schnell reden, versetzen wir uns auch selbst noch mal ein Stress. Daher einen Gang runter schalten und langsamer reden. Das führt automatisch zu einer deutlichen Aussprache. Wir achten darauf, die Worte ordentlich und betont auszusprechen und verleihen ihnen dadurch Nachdruck. Das gibt den anderen Orientierung und strukturiert das Gesagte besser. Ganz wichtig ist es auch, lauter zu reden. Nicht leise, sonst versteht uns keiner. Laut reden heißt aber auch nicht schreien. Eine gemäßigte Lautstärke bedeutet, dass es gerade so angenehm für alle ist.

5. Auf Gestik und Mimik achten

Beim Sprechen ist es auch wichtig, wie du das Gesagte mit deinem Körper betonst und unterstreichst. Werde dir bewusst, welche Bewegungen und Gesten du machst. Achte auf den Blickkontakt und was deine Hände machen. Gegen Nervosität hilft es etwas in der Hand zu haben, damit sie nicht so zittern. Besonders wenn ich aufgeregt bin, verkrampfen sich meine Gesichtszüge. Dagegen hilft es davor Lachyoga oder Gesichtsübungen zu machen. Das sieht dann so aus: ich entspanne meine Gesichtsmuskeln und ziehe dann verschiedene Grimassen. Oder ich lächle einfach ganz viel, das entspannt ebenso. An wichtigen Stellen sollten wir unsere Worte auch mit entsprechenden Gesten unterstreichen. Dabei darf das aber nicht übertrieben werden. Zu viel Mimik und Gestik kann auch unnatürlich wirken. Wichtig ist, dass es einfach zum Gesagten passt und auch authentisch wirkt.

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