Warum du es anderen nicht recht machen kannst und sollst


Ständig schauen wir darauf, was andere über uns denken. Wir wollen niemanden enttäuschen und tun alles, um die  Erwartungen anderer zu erfüllen. Doch zu welchem Preis? Schaden wir uns damit nicht eigentlich selber?


Ich war früher immer so und auch heute fällt es mir schwer, mein Leben so zu leben, wie ich es für richtig halte. Als schüchterner Mensch ist man automatisch darauf fixiert, was andere von einem denken. Wir richten unseren Blick immer nach außen, fühlen uns ständig beobachtet und kontrolliert. Wir wollen bloß keinen Fehler machen, uns nicht blamieren. Das steht in enger Beziehung zu den Erwartungen, die andere an uns richten. Wir streben nach Perfektion, versuchen alles, um Fehler zu vermeiden und machen sie dann erst recht. 


Warum wollen wir es eigentlich anderen immer Recht machen?

• Wir wollen akzeptiert werden
• Wir wollen anerkannt werden
• Wir wollen keine Konflikte und Streitigkeiten
• Wir wollen keine Fehler machen
• Wir fühlen uns für andere verantwortlich

An sich ist es doch eine gute Sache, wenn man sich anpasst und das tut, was andere von einem verlangen. Wir leben schließlich mit anderen zusammen, müssen uns auf sie abstimmen. Ein Zusammenleben mit anderen funktioniert dadurch leichter. Harmonie wird geschaffen. Und doch kommt es eben auf das Maß an. Zwingen wir uns zu sehr dazu, machen wir uns selbst kaputt. Im schlimmsten Falle verlieren uns dadurch selbst. Deswegen heute mein Appell an euch: Versucht nicht, es ständig anderen recht zu machen. Und ich erkläre euch auch warum und gebe euch Tipps, wie ihr das schafft.


1. Du lebst dein Leben und nicht das anderer

Du bist nicht auf der Welt, um anderen einen Gefallen zu tun. So egoistisch wie das klingt, es ist Tatsache, dass du eben der Mittelpunkt deines Lebens bist. Anders formuliert: Du lebst für dich und du hast nur ein Leben, also nutze es und lebe es so wie du es für richtig hälst und nicht so wie die anderen es möchten. Natürlich soll das nicht heißen, dass du ab sofort nur noch das tust, was du willst und andere dabei verletzt. Es sollte alles im Rahmen bleiben. Wie gesagt, es kommt auf das richtige Maß an. Aber ständig nach der Pfeife anderer zu tanzen ist eben nicht gut, weil es dein Leben ist und du tun solltest, was du möchtest und wonach du dich sehnst. Wenn andere von dir verlangen, dein Leben anders zu leben, ist das ihre Ansicht, aber sollte dich nicht beeinflussen. Sicherlich, du kannst sie anhören, aber ob du darauf reagierst, bleibt deine Entscheidung. Auch wenn andere es gut meinen, es ist dein Leben. Und da gehört dazu, dass du auch Fehler machst und von allein aus diesen lernst. So ist beispielsweise bei Eltern, die ihr Kind überbehüten. Sie wollen es nur beschützen, bewirken aber das Gegenteil. Das Kind ist dann der Welt noch schutzloser ausgeliefert. Es muss seine eigenen guten und schlechten Erfahrungen machen. Auf die Nase zu fallen, gehört dazu und man lernt ja daraus.


2. Du musst die Erwartungen anderer nicht erfüllen

Ganz wichtig: Du stehst in keiner Pflicht, auf die Erwartungen anderer einzugehen. Meistens verwechseln wir die Erwartungen mit Forderungen oder gar Pflichten, aber es sind keine. Erwartungen sind eher wie Bitten oder Wünsche, die man anderen stellt. Erwartungen gehören den anderen und es sind ihre Angelegenheiten. Ob du darauf eingehst, ist deine Entscheidung. Du kannst gerne, wenn es dir passt. Aber wenn es dir gegen den Strich geht, lass es sein. Du hast sicherlich auch Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Es gehört aber zum Leben dazu, dass es auch solche gibt. Wir sind nicht bei „Wünsch-dir-was“. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Damit müssen wir zurecht kommen. Also noch mal anders formuliert: Erwartungen sind nicht mit einem „Muss“ geprägt und wenn du sie nicht erfüllst, wirst du auch nicht automatisch ein schlechter Mensch oder bestraft. Es kann sein, dass die Leute dann vielleicht verärgert sind. Aber wenn es die richtigen Menschen sind, dann wird das auch wieder vergehen. Es ist ihr Problem und hat nichts mit dir zu tun. Es gehört dazu, dass Erwartungen enttäuscht werden, nicht alle können erfüllt werden, das gilt für dich, aber auch für jeden anderen.


3. Es gibt immer etwas zu meckern

Wenn du dir vornimmst, es allen recht zu machen, kannst du nur scheitern. Das ist vergleichbar mit niemals Fehler zu machen und perfekt zu sein. Dinge der Unmöglichkeit. Weißt du warum? Weil es so viele verschiedene Menschen gibt, die individuell ticken und vielfältige Erwartungen haben. Die können sich auch widersprechen. Deswegen kannst du auch gar nicht alle Erwartungen erfüllen, denn du bist nun mal ein Mensch und damit fehlbar. Selbst Roboter und Maschinen können nichts perfekt. Es wäre einfach nur unsinnig, es jedem Recht machen zu wollen, weil es einfach nicht funktioniert. Selbst wenn man sich die größte Mühe gibt, steht am Ende immer einer da, der etwas zu meckern kann und all die Arbeit war umsonst. Deswegen kümmere dich nicht um das, was andere von dir denken. Richte dich wenn dann höchstens nach den Leuten, die dir nahe stehen und etwas bedeuten. Alles andere hat für dich keinen Nutzen. Und selbst da musst du nicht immer alles tun, was man dir sagt.


4. Du verschwendest wertvolle Lebenszeit und Energie

Wie schon im vorherigen Punkt erklärt, ist es einfach vergebliche Mühe, es allen recht zu machen. Es wird immer jemanden geben, der etwas bemängelt. Du verschwendest dadurch einfach zu viel Zeit und Energie, die du für wirklich wichtige Dinge nutzen könntest. Und selbst wenn du es anderen recht machst. Wirst du dafür auch gebührend belohnt? Bemerken es die Leute oder schätzen sie es denn auch wirklich? Ich glaube, dass es meist nicht so ist. Deswegen musst du auch darin nicht dein Herzblut legen. Es ist eben auch nicht möglich, alle Erwartungen zu erfüllen. Und dann hast du umsonst etwas getan und hast nichts davon.


5. Du stresst dich dadurch unnötig

Hinzu kommt, dass du dich einfach nur total stresst. Es sind so viele Impulse, die dich leiten, dass du hin und her gerissen bist. Was sollst du tun? Mache ich es so richtig? Sind die anderen stolz auf mich? Werde ich anerkannt. Du hüpfst von einer Sache zur nächsten, kommst nicht zur Ruhe. Und dann ist auch noch nicht alles besonders sinnvoll. Es ist einfach nervenaufreibend, immer zur Stelle zu sein und all die Forderungen und Bitten der anderen nachzukommen. Diese ständiges Fragen danach, ob es denn gut ist, so wie die anderen es wollen, gibt dir einfach zu viel Druck. Du willst alle Erwartungen erfüllen und verbiegst dich dermaßen, dass es einfach nicht gesund sein kann.


6. Du wirst manipulierbar

Wenn du immer das tust, was andere von dir wollen, werden sie merken, dass du leicht zu beeinflussen bist. Sie denken sich: „Ja mit dem/der kann man es ja machen.“ Sie werden egoistisch und überhäufen dich mit Forderungen und Bitten, weil sie wissen, dass du sie nicht ablehnen würdest. Du wirst zum Spielball der anderen, wirst hin und her geworfen. Du entwickelst eine gewisse Opfer-Rolle, verlierst die Zügel für dein Leben und siehst dich gezwungen alles zu tun, was andere von dir verlangen. Irgendwann glaubst du nicht mehr daran, dass du selbst über dein Leben bestimmen kannst. Es sind die anderen und wenn es nur indirekt deren Erwartungen sind, die dein Leben kontrollieren und dich lenken. Das ist einfach niederschmetternd und deprimierend. So weit wollen wir es nicht kommen lassen.


7. Du wirst abhängig von anderen

Außerdem kannst du dann irgendwann nicht mehr für dich selbst entscheiden. Es wird nur noch geschaut, was die anderen machen und ob das denn auch richtig wäre. Kein Denken, Handeln und Fühlen ist dann mehr unabhängig von den anderen. Du verlierst die Kontrolle über dein Leben und dich selbst. Deine Individualität steht in Gefahr. 


8. Du verlierst an Authentizität

Du bist dann auch einfach nicht mehr in den Augen der anderen authentisch. Das bedeutet, dass du ehrlich zu dir selbst bist und dich so gibst wie du wirklich bist. Denn um das zu tun, musst du abhängig von anderen sein und zu dir selbst stehen. Aber vor allem schüchterne Menschen neigen dazu, sich anzupassen, damit sie nicht auffallen. Sie tun dann Dinge, die ihnen selbst nicht recht sind, nur um anderen zu gefallen. Auf Dauer werden es die Mitmenschen wissen und den Respekt dir gegenüber verlieren. Wir glauben, dass wir sympathischer wirken, wenn wir es anderen recht machen. Doch irgendwann wird es vielleicht auch andere nerven und sie werden uns schlechter behandeln, weil sie wissen, dass sie mit uns machen können. Wir werden als schwach angesehen, ohne eigenen Willen, ohne Selbstbewusstsein. Seien wir ehrlich: Wer mag schon jemanden, der alles tut, was man ihm sagt und nicht mal zu sich selbst stehen kann?


9. Du betrügst dich selbst und deine Werte

Weiterhin ist auch schlimmst, dass du eben nicht mehr dein eigenes Ich auslebst. Indem du dich immer nach den Erwartungen anderer richtest, verlierst du immer mehr deine eigene Stimme. Du wirst immer mehr von außen bestimmt, also auf dein Innerstes zu hören. Im Schlimmsten Falle verlierst du dich selbst. Du achtest nicht mehr darauf, was du willst und ob du es gut findest. Alles richtet sich nur noch den anderen. Dein Selbstwertgefühl wird abhängig von den anderen und ist auch dadurch bereits im Keller, weil du dich irgendwann auch mal ausgenutzt fühlst. Du verlierst den Respekt vor dir selbst, weil du weißt, dass es nicht gut ist, alles zu tun, was andere wollen. Du kommst einfach zu kurz. Du vergisst, was dir wichtig ist, weil du dich zu sehr auf die Wünsche der anderen konzentrierst. Du machst aus dir ein Objekt, das nicht mehr eigenständig handeln kann. Du nimmst dir selbst die Möglichkeit, ein Individuum zu sein und dein Leben zu gestalten.


10. Du machst dich unglücklich

Wie du siehst, führt das im Endeffekt zu deinem eigenen Unglück. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen bist du einfach nicht du selbst. Indem du ständig das tust, was andere wollen, nimmst du deren Ansichten an. Du verlierst dich dadurch selbst. Außerdem leidet dein Selbstwertgefühl darunter, weil du nicht das tust, was du willst. Du wirst leicht manipulierbar und fühlst dich zunehmend ausgenutzt. Und wer tut auch mal etwas für dich? Es ist eben zu einseitig. Du gibst und gibst und bekommst auch etwas zurück? Meist eher nicht. Du wirst abhängig von anderen, kannst nichts mehr entscheiden und tun, ohne dich zu fragen, ob die anderen es von dir so wünschen. Du betrügst dich damit selbst und lebst dann nur noch das Leben der anderen. Das alles führt zu deiner eigenen Unzufriedenheit.



Tipps um das zu tun, was du willst


1. Erkenne, dass du die Erwartungen anderer nicht erfüllen musst

Zunächst ist es wichtig, dass du realisierst, dass du eine Schwäche dafür hast. Sei dir bewusst, wie schädlich es für dich ist, es anderen immer recht zu machen. Außerdem ist es auch einfach un möglich. Denk dran: Jeder ist für sich selbst zuständig. Es ist nicht deine Pflicht, andere glücklich zu machen und ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Das müssen sie selbst erledigen, so wie du ebenso. Löse dich von der Abhängigkeit zu anderen und werde selbstbewusst. Richte den Fokus auf dich selbst und gestalte dein eigenes Leben.


2. Finde deine Werte

Werde dir deiner bewusst. Selbsterkenntnis ist der wichtigste Schritt überhaupt. Du musst dich selbst ergründen und herausfinden, was deine Werte sind. Was ist dir wichtig? Was brauchst du? Was sind deine Wünsche und Bedürfnisse? Finde sie heraus.


3. Lege deine Ziele fest

Als nächstes solltest du auch ins Handeln kommen. Überlege dir, wie du deine Werte realisieren und eine Wünsche umsetzen kannst. Versuche dabei so konkret wie möglich zu sein und dir einen festen Plan zu erstellen. Beginne mit kleinen Schritten und verfolge deine Ziele konsequent.


4. Stärke sein Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen

Wichtig ist außerdem, dass du dein Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen stärkst. Dazu hatte ich bereits einige Artikel geschrieben, die dir hoffentlich helfen werden. So kannst du Schritt für Schritt an deiner Abhängigkeit von anderen arbeiten, um endlich unabhängig zu werden. Wichtig ist auch, dass du lernst „Nein“ sagen zu können.

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