Ein Erfolgstagebuch schreiben

Als schüchterner Mensch hadert man sehr mit seinem eigenen Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Wird man gefragt, welche Stärken und Fähigkeiten man hat, ist man meist ratlos. Aber sobald es um Fehler und Schwächen geht, kann man diese sofort aufzählen. Vor allem Schüchterne sind auf solche negativen Aspekte fokussiert, was zu einer Unzufriedenheit mit sich selbst führt. Deswegen stelle ich euch heute mal eine Übung vor, die euch einen Boost für eurer Selbstbewusstsein geben und euch stärken soll.



Ich möchte euch das sogenannte Erfolgstagebuch näher bringen. Worum handelt es sich? Ganz simpel gesagt: ein Heftchen oder Buch, in dem ihr täglich eure Erfolge niederschreibt. Erklärt sich eigentlich schon von selbst. In diesem Buch schreibt ihr also jeden Tag, was ihr alles geschafft habt. 

Sinn der Übung ist es, dass ihr jeden Tag darüber reflektiert, was ihr alles gemeistert habt. Meist kann man sich eher weniger an die positiven Dinge und mehr an die negativen erinnern. Das ist evolutionsbedingt. Wir sind uns gar nicht darüber bewusst, wie viele gute Dinge wir am Tag vollbringen. Das Tagebuch soll euren Blick für eure großen und kleinen Erfolge schärfen. Ich kenne das von mir selbst. Ich habe so einiges gut gemacht, aber sobald dann doch mal etwas schief geht, überschattet das all meine bisherigen Erfolge. Das Denken  wird so leicht verzerrt. Doch wenn ihr eure Erfolge wirklich schriftlich festhaltet, geraten sie euch bestimmt nicht so leicht aus dem Blick.


Erfolg haben

Nun stellt sich natürlich die Frage: Was ist denn überhaupt „Erfolg“? Ich würde es so definieren: Erfolg ist verbunden mit einer erbrachten Leistung und Anstrengung, die zu einem positiven Effekt führt. Man ist erfolgreich, wenn man bestimmte Ziele umgesetzt, Aufgaben bewältigt hat oder bestimmte Pflichten erfüllt hat. Außerdem hat Erfolg auch mit der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und Fähigkeiten zu tun. Wenn wir an diesen arbeiten, stellen sich automatisch Erfolge ein. 

Das setzt also voraus, dass man zielorientiert handelt. Man handelt so, dass etwas gemacht wird. Etwas, was man angepackt hat, ist dann auch gut geworden. Das Tun ist hier also das Schlüsselwort. Ich nenne aber auch solche Dinge als erfolgreich, wenn wir etwas einfach gut gemacht haben, ohne, dass wir es bewusst so wollten. Wenn wir beispielsweise einer älteren Dame geholfen haben, das ist eine gute Tat und für mich auch ein Erfolg, weil man etwas Positives bewirkt hat. 


Die kleinen Erfolge

Ich rede hier also gar nicht so sehr von den großen Erfolgen. Die gibt es eben leider nicht jeden Tag. Ich möchte, dass ihr euch kleiner Erfolge bewusst werdet. Je kleiner sie sind, desto mehr häufen sie sich. Ich weiß, dass es schwierig ist, weil man vieles dann als selbstverständlich ansieht.
Erfolg hängt auch von der subjektiven Sichtweise und der Persönlichkeit ab. Wenn jemand depressiv ist und es endlich schafft einmal zu lächeln oder einen positiven Gedanken zu fassen, bezeichne ich das als Erfolg. Für jemand anderen, der sehr unordentlich ist, stellt das Aufräumen nach einer langen Zeit einen großen Erfolg dar. Jemand der stressgeplagt ist und sich endlich mal eine Auszeit gönnt und nichts tut, hat in der Hinsicht ebenso einen Erfolg erreicht. Sich schon fünf Minuten einem Instrument oder dem Schreiben zu widmen, empfinde ich ebenfalls als einen Erfolg. 

Ihr seht also, es gehört nicht zu viel dazu, etwas als Erfolg zu sehen. Ein Erfolg ist dann gegeben, wenn man sich für eine Sache einsetzt. Sie muss nicht einmal unglaublich gut werden, es ist schon ein Erfolg, wenn man überhaupt etwas tut. Es geht also bei dieser Übung darum, dass ihr euch am besten des Tages hinsetzt und überlegt, was ihr heute alles gemacht hat.


Worin seid ihr erfolgreich gewesen?

Dann überlegt euch, ob darunter Dinge sind, die euch gewissermaßen Mühe gemacht haben. Oder auch Dinge, die euch leicht gefallen sind, aber für euch persönlich einen Nutzen hatten. Fragt euch: Was habe ich heute gut gemacht? Habt ihr eventuell ein Fachbuch gelesen? Die Wohnung sauber gemacht? Lecker gekocht? Ihr habt möglicherweise endlich mal wieder die Sportschuhe angezogen und seid laufen gegangen. Ihr habt der Nachbarin ein Paket gegeben. Ihr konntet endlich an eurem Buch weiter schreiben. Ihr habt gezeichnet. Endlich wurde ein Projekt fertig gestellt. Oder ihr habt den ganzen Papierkram erledigt. Oder habt eine Aufgabe, die ihr schon lange vor euch herschiebt, endlich zu Ende gebracht. Ihr habt euch endlich mal eine Auszeit gegönnt. Ihr habt jemanden zum lächeln gebracht. Eurem Liebsten gesagt, wie viel er euch bedeutet. Ihr habt einem Freund einen guten Rat gegeben.

Daran seht ihr also auch schon einmal die Vielfalt an Dingen, bei denen man Erfolg erzielen kann. Es geht nicht nur um unsere Fähigkeiten und Stärken, die wir einsetzen. Natürlich ist die Arbeit an ihnen sehr wichtig und Fortschritte sollten auch honoriert werden. Aber es geht eben auch um kleine Dinge, Nebensachen, die euch sonst nicht aufgefallen wären. Eben die kleinen Dinge im Leben, auf die ihr stolz sein könnt. Stolz ist ein weiterer Stichpunkt: Fragt euch, wofür ihr heute auf euch stolz gewesen seid. Was habt ihr getan, was zu mehr Selbstliebe geführt hat?

Außerdem weise ich darauf hin, dass ihr größer Ziele und Aufgaben am besten in kleine Abschnitte zerlegt, sodass ihr daraus Teilziele machen könnt. Das erleichtert euch zum einen, eure Ziele leichter zu erreichen und gibt noch mehr Motivation. Außerdem könnt ihr dadurch eure Fortschritte viel leichter erkennen und euch dafür loben. Was habt ihr heute getan, was lobenswert war? Wofür könntet ihr ein Kompliment bekommen?


Funktionen des Erfolgstagebuchs

Ein Erfolgstagebuch macht uns nicht nur unsere eigenen Erfolge mehr bewusst. Wir richten unseren Blick mehr auf positive Dinge. Meistens richten wir unseren Fokus ja mehr auf negative Dinge. Die bleiben länger haften. Doch mit dem Erfolgstagebuch sehen wir ein, dass es auch sehr viel Positives gibt, an das man sich erinnern sollte. Automatisch üben wir uns dann auch in Dankbarkeit. Außerdem hilft das Führen dieses Tagebuchs auch, um unsere Ziele zu erreichen. Wir notieren ja dann unsere kleinen Teilerfolge und ziehen daraus dann unsere Motivation. Damit behalten wir auch den Überblick und wissen, in welche Richtung es gehen soll. Nicht zuletzt stärken wir damit natürlich wesentlich unser Selbstbewusstsein. Wir erkennen plötzlich, worin wir gut sind, was unsere Stärken und Talente sind. Das führt dazu, dass wir uns wohler und zufriedener fühlen. Wir wissen, wir können etwas und nehmen unser Leben in die Hand. 


Wie schreibt man ein Erfolgstagebuch?

Zunächst einmal entscheidet ihr euch über die Form des Tagebuches. Es kann ein kleines Notizbuch oder ein Heftchen sein. Es muss aber nicht unbedingt materiell sein. Heutzutage gibt es ja auch genug Apps, die euch beim Eintragen von Erfolgen helfen können. Aber auch das Standardnotizprogramm kann schon nützlich sein. Es kommt auf die Vorlieben an. Manche mögen es eben oldschool und schreiben lieber mit Stift und Papier. Andere mögen es lieber etwas einzutippen. Das könnt ihr euch dann überlegen.

Wann schreibt man nun das Tagebuch? Ich würde sagen, dass abends die beste Zeit ist, da man ja den Tag bereits hinter sich hat und Revue passieren lassen kann. Man kann das Tagebuch auch mit den eigenen Zielen verbinden, indem man am Anfang des Tages seine wichtigsten Vorhaben, Ziele und Aufgaben notiert und am Ende dann Bilanz zieht und schaut, was man davon umsetzen konnte. Es ist enorm wichtig, dass ihr euch wirklich jeden Tag ran macht und niederschreibt, was ihr gut gemacht hat. Nur so kann sich auch langfristig eine Routine entwickeln. Irgendwann müsst ihr nicht mehr daran denken und macht es automatisch. Es wird euch mit der Zeit auch immer leichter fallen und Spaß bereiten.

Man kann die Erfolge in zwei Spalten unterteilen. Auf der einen Seite befinden sich berufliche Erfolge und auf der anderen Seite die privaten Erfolge. Man kann aber auch diese noch differenzierter einteilen, indem man sich seine Lebensbereiche vornimmt und für jeden Lebensbereich seine Erfolge aufschreibt. Lebensbereiche wären neben Karriere, die Beziehung, Freundschaften, Gesundheit, Finanzen, Wohnen, Freizeit und Persönlichkeitsentwicklung.

Außerdem solltet ihr eure Erfolge auch so konkret wie möglich machen. Als nicht einfach nur ein Wort und allgemein hinschreiben, wie beispielsweise „Beförderung“, sondern konkret schreiben, wie es dazu gekommen ist und was ihr dabei empfunden habt. Es geht auch darum, dass eurer Tagebuch auch viele Jahre später noch nachvollziehbar sein soll und ihr eure Erfolge so gut wie es geht verinnerlicht und auf euch wirken lassen sollt. 

Als letzten Tipp lege ich euch ans Herz, dass ihr auf keinen Fall einem Erfolgsdruck unterliegen sollt. Wie schon erwähnt, geht es nicht darum große, sondern auch kleine Erfolge zu würdigen. Es sind die Kleinigkeiten, die das Leben lebenswert machen. Fangt am besten damit an, erst einmal drei Erfolge zu finden und mit der Zeit werden noch mehr dazu kommen. Und ganz wichtig ist auch, dass ihr eure Erfolge auch feiert.  Wenn ihr etwas besonderes geschafft habt oder viele kleine Erfolge erlebt habt, könnt ihr euch gerne etwas gönnen. Ihr könnt euch etwas schönes kaufen oder essen gehen oder einer schönen Beschäftigung nachgehen.

Ich hoffe, ich konnte euch das Erfolgstagebuch näher bringen und ihr nehmt euch gleich vor, all eure Erfolge festzuhalten. Ich wünsche euch dabei viel Spaß und Erfolg. ;)

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